- Von Andreas Harms
- 24.11.2023 um 12:36
Welche Kraft Wasser entfalten kann, konnten die Bauherren buchstäblich an der Wand ablesen. Denn sie standen bei ihrem Neubau nicht nur knöcheltief im Wasser, nein, der Strahl hatte auch eine Furche in die Wand gefräst.
Das Ironische daran: Das Wasser sprühte ausgerechnet aus einem Sicherungsventil. Das Ventil selbst war auch in Ordnung. Der Installateur hatte es ganz einfach falsch herum eingebaut.
Den Fall schildert das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS), eine Institution der öffentlichen Versicherer. Er ist ein Beispiel dafür, dass Leitungswasserschäden nicht allzu oft am Material liegen, sondern eher daran, wie man es einbaut (siehe Grafik).
Gleichwohl ist Wasser für Versicherer ein großes Problem. Sobald es im Haus unkontrolliert fließt, sickert es in Böden und Wände, saugt sich in Möbel ein und legt Technik lahm. Damit ist es mit der Reparatur von Rohr oder Ventil nicht getan – mitunter röhren auch Bautrockner durch die Wohnung und das Schimmelkommando muss anrücken. Im Extremfall müssen Wände oder Fußböden erneuert werden. Vielleicht müssen sich die Bewohner für diese Zeit eine andere Bleibe suchen. Das ist teuer.
„Die Reparaturkosten für einen Rohrbruchschaden liegen im Durchschnitt bei mehr als 3.000 Euro. Ein Leck, das teilweise über mehrere Monate unbemerkt bleibt und zu Schimmelbildung führt, kann auch schnell zu Kosten von über 10.000 Euro führen“, sagt Kai Atenhan, Produkt- und Innovationsmanager bei der Gothaer.
Und das läppert sich. „Leitungswasserschäden machen rund ein Drittel der Schäden in der Wohngebäudeversicherung aus und sorgen für die Hälfte der Ausgaben“, berichtet Božo Bilić, Experte für Wohngebäudeversicherungen bei der R+V.
3,8 Milliarden Euro zahlten Versicherer laut Branchenverband GDV im Jahr 2021 für Leitungswasserschäden. „In Deutschland werden jedes Jahr rund 1,1 Millionen Schäden an Wasserleitungen gemeldet. Durchschnittlich entsteht alle 30 Sekunden ein Leck“, sagt Rainer Brand, Vorstand für Produkte und Betrieb beim Versicherer Domcura.
Eine wichtige Rolle spielt dabei das Alter der Wassersysteme. Denn die sind laut IFS lediglich 30 bis 50 Jahre lang vernünftig nutzbar. Alles mit Einbaujahr vor 1973 gilt also heute als hochgradig gefährdet. Dann verschleißt und ermüdet das Material – Rohre platzen, Ventile geben auf.
Seite 2: Eine Karte, auf der die ehemalige DDR gut zu erkennen ist
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