Geflicktes Wasserrohr in der Wand: Rohrbruch kann sehr teuer werden © picture alliance / blickwinkel/G. Czepluch
  • Von Andreas Harms
  • 24.11.2023 um 12:36
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lesedauer Lesedauer: ca. 05:50 Min

Eine alte Scherzfrage ernennt Wasser zum stärksten Getränk überhaupt. Denn es trägt Schiffe und treibt Mühlen an. Für Versicherer ist es auch eines der teuersten Getränke, denn es kann bei Leitungsschäden viel verwüsten. Neue Technologien können das zwar nicht verhindern, aber mildern – was wiederum die Versicherer erfreut reagieren lässt.

Passiert dann aber etwas Ungewöhnliches, schlägt das Gerät Alarm, sendet eine Nachricht über eine App an den Besitzer und dreht den Zulauf zu. Bei einem Rohrbruch fließt sehr plötzlich auffallend viel Wasser – mehr als 50 Liter pro Minute. Bei einem Haarriss hingegen sinkt der Druck dauerhaft. All das erkennt das Gerät. Außerdem schließt es ein paarmal am Tag den Zulauf und misst, ob der Druck konstant bleibt. Wenn nicht, könnte irgendwo ein Leck sein.

Zusätzlich können die Hausbesitzer Sensoren mit Namen „Grohe Sense“ an Stellen anbringen, wo sie Lecks besonders befürchten – in Küche, Bad und Keller zum Beispiel. Sie melden Pfützen sofort an den Guard im Zulauf, und der macht den Laden dicht.

„Wie würde Ihre Schaden-Kosten-Quote aussehen, wenn Sie Ihre Leistungen für Wasserschäden um 80 Prozent senken könnten?“, fragt Suru auf seiner Website und weist darauf hin, dass das nicht etwa nur geschätzt ist. Die Zahl kommt vom finnischen Versicherer Lähi-Tapiola, der genau diesen Einsparwert innerhalb von drei Jahren erreicht haben will.

Rabatte auf die Wohngebäude-Prämie

Das zieht auch in Deutschland: Als Partner haben sich schon die Bayerische, die Gothaer und die Versicherungskammer Bayern bei Grohe mit ins Boot gesetzt. Sie stellen Kunden mit Wohngebäudeversicherung Grohe Sense schon zur Verfügung, zum Teil sogar kostenlos.

Wobei es sich mitunter noch um Pilotprojekte handelt oder sich erst an Kunden mit alten Häusern, also besonders hohen Risiken, richtet. Im Gegenzug gibt’s Rabatt bei der Prämie.

Einen Schritt weiter ist inzwischen die Bayerische gegangen. Sie hat den Grohe Sense Guard in den Wohngebäudeteil der All-Risk-Versicherung „Meine-eine-Police“ als Standard aufgenommen. Wer die Police abschließt, kann sich das Teil ohne Aufpreis einbauen lassen.

Doch es muss nicht nur Grohe sein. Konkurrent Hansgrohe hat zum Beispiel mit Pontos ein ganz ähnliches System auf dem Markt. Der HDI hingegen hat sogar über HDI TH!NKS so etwas im eigenen Konzern entwickeln lassen. Das System heißt Leak360 und arbeitet ganz ähnlich wie Grohe Sense: Sensoren und selbstlernende Systeme erstellen ein Normalprofil und schlagen Alarm, wenn etwas anders läuft.

Versicherer schauen bei Risiken für Wasserschäden genauer hin

Und als drittes Beispiel dient ein Insurtech, der Assekuradeur Enzo, der den selbst entwickelten Smart Water Sensor anbietet. Der R+V hingegen ist es offenbar gleich, von welchem Anbieter der Schutz kommt. Sie bietet ihren Kunden 10 Prozent Rabatt auf die Leitungswasserprämie in der Wohngebäudepolice, wenn so ein Leckageschutz ins Haus eingebaut ist.

Dieses genauere Hinschauen dürfte sich zu einem Trend entwickeln. „Das Risiko für Wasserschäden wird künftig noch dezidierter in den jeweiligen Tarifen berücksichtigt und bewertet“, meint Domcura-Mann Brand. „Eine Rolle wird sicherlich auch die individuelle Bewertung des Leitungswasserrisikos eines Gebäudes über den Gebäuderisikoindex, GRI, spielen.“

Den GRI hat der Dienstleister Arvato Financial Solutions entwickelt, um das Risiko von Leitungswasserschäden für Gebäude zu ermitteln. Versicherer können die Ergebnisse nutzen, um Tarife noch genauer auf die Häuser zuzuschneiden. Laut Arvato ist der GRI auf rund 21 Millionen Objekte anwendbar und bezieht mehr als 300 Merkmale ein.

Planschende Kinder können Grohe Sense auslösen

So schlau diese Techniken auch sind – auch sie haben Mängel, wie das IFS feststellt. So kann es nämlich sein, dass durch ein Leck die zuvor festgelegte maximale Wassermenge tatsächlich austritt, bevor das System schließt. Das können gut und gerne 150 Liter sein, die in die Wände sickern.

Oder aber jemand entnimmt bewusst über längere Zeit eine geringe Menge, und das System deutet das als undichte Stelle und sperrt ab. Ähnliches kann passieren, wenn der Wasserhahn nicht ganz geschlossen ist oder der Schwimmer im Spülkasten nicht richtig schließt. Und nicht zuletzt können ausgelassen in der Badewanne planschende Kinder einen Grohe Sense auslösen. Eltern kennen das.

Wobei das zweifelsohne alles noch kleinere Probleme sind im Vergleich zu knöcheltiefem Wasser und einer durchweichten Wand mit tiefer Kerbe. Dann wird es richtig teuer.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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