- Von Lorenz Klein
- 19.07.2017 um 10:03
Herr Brand, welche Vorteile haben Sie als Assekuradeur gegenüber Versicherern?
Brand: Wir sind mit unserer Interessenslage aufseiten des unabhängigen Vertriebs. Wir versuchen, wie es bereits bei Herrn Gierhartz anklang, unsere Bedingungen bereits im Vorfeld im Interesse der Makler beziehungsweise der Kunden zu gestalten. Dann müssen wir uns einen Risikoträger suchen, der diesem Vorschlag folgt. Das bietet uns natürlich gewisse Freiheiten. Wir stellen uns immer die Frage: Durchblickt der Kunde das, was er da kauft? Grundsätzlich gilt: Es können keine sehr günstigen Preise angeboten werden, ohne dass dies mit einem massiven Leistungsverzicht einhergeht. Gleichwohl gibt es sicherlich den einen oder anderen Versicherer, der noch nicht das Ende der Erfahrungskurve erreicht hat. Für uns bedeutet das, dass wir die Prämien dieser Gesellschaften als nicht auskömmlich einstufen.
Wie bewerten Sie die Risikolage in Ihren Beständen?
Brand: Wir reden im Markt immer sehr viel über Naturkatastrophen. Dabei gerät in den Hintergrund, dass es eine zunehmende Überalterung in der Gebäudestruktur gibt, was sich an kontinuierlich steigenden Leitungswasserschäden zeigt. Wenn diese durch das Mauerwerk wandern, sind schnell mehrere Zehntausend Euro für die Regulierung fällig – eben aufgrund der Folgeschäden an Estrich, Dämm Material und so weiter.
Hackbarth: Dem stimme ich voll zu. Das Leitungssystem eines Hauses hält etwa 30 Jahre. Es werden allerdings nicht in dem Maße neue Häuser gebaut, um diesen negativ behafteten Bestand aufzufangen. Leider hat die Erbengeneration häufig nicht das Geld oder das Interesse, die Häuser zu sanieren. Hinzu kommt der Gedanke beim Kunden: „Ich habe ja eine Versicherung, die wird im Ernstfall schon zahlen“. Der Kunde ist nun mal laut Vertrag nicht dazu verpflichtet, das Gebäude instand zu halten – mal abgesehen davon, dass es im Winter beheizt sein muss und weitere Obliegenheiten nicht verletzt werden.
Was könnte zur Entspannung beitragen?
Hackbarth: Ein zukünftiger Weg wäre, Schadenverhütungsmaßnahmen durch den Kunden, wie zum Beispiel Kamerafahrten durch Abwasserrohre, individuell über die Prämie zu honorieren – auch um als Anbieter attraktiv im Markt zu liegen.
Gierhartz: Viele Menschen, gerade bei uns im Raum Krefeld, haben Betongeld, aber kleine Renten. Das heißt, sie verfügen meist nicht über das Geld für große Sanierungsmaßnahmen. Und die Erben, da stimme ich Herrn Hackbarth zu, neigen ebenfalls nicht dazu zu investieren, die wollen eher verkaufen. Das Problem dabei: Der Käufer stellt sich unter einem renovierten Haus in der Regel ein neues Bad oder eine schicke Küche vor, aber sicherlich kein Leitungssystem im Top Zustand. Das ist eine gefährliche Entwicklung.
Brand: Es löst in der Tat keine Euphorie aus, wenn man als Hausbesitzer sagt: „Ich habe meine Zuleitungen erneuert.“ Denn was man nicht sieht, gerät leicht in Vergessenheit. Dabei kann ein defektes Rückstauventil erhebliche Schäden anrichten.
Wie würden Sie die beiden Gefahrentypen „Naturkatastrophen von außen“ versus „Risiken im Hausbestand“ am ehesten gewichten?
Brand: Die Naturkatastrophen schlagen durchaus zu Buche, treffen aber nicht alle Häuser gleichermaßen. Man denke nur an den Tornado in Mecklenburg Vorpommern zurück, der zwar beträchtliche Schäden angerichtet hat, das aber nur in einem regional begrenzten Umfeld. Marode Leitungen sind jedoch überall in Deutschland anzutreffen – und das wird den Markt über Jahre hinweg beschäftigen. Kurzum: Leitungswasserschäden sind deutlich häufiger als Elementarschäden.
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